Freitag, 13. März 2020

Zahlenspiele

Zahlenspiele


Nachdem in allen Bundesländern Flächendecken Schulen und Kindertagesstätten schließen, werden in Berlin und Stuttgart nun auch nicht lebensnotwendige Geschäfte wie Bars und Restaurants. 

Landauf, landab müssen nun Eltern die Kinderbetreuung organisieren, stehen Selbständige und Kleinunternehmen am Rande des Bankrotts.

Viele Menschen fragen sich, ob dieser Aufwand für so wenige Infektionen überhaupt gerechtfertigt sind. Das ist nachvollziehbar!

Daher sollte man schauen, warum es zu deutsch "verflacht die Kurve" heißt. 

Die meisten Informationen lassen sich auf den "einschlägigen Seiten", wie www.rki.de nachschlagen. Sehr zu empfehlen ist der aktuelle NDR-Podcast mit dem Chef-Virologen der Berliner Charité Christian Drosten.

Grundsätzliche Fakten


Die bisherigen Erfahrungen zeigen, das ca. 80 % der Infektionen ohne oder nur mit leichten Symptomen verläuft. Also etwa jede fünfte Person hat stärkere Symptome, wie zum Beispiel Kurzatmigkeit bis hin zur Atemnot.
Etwa 4-5 % der Patienten müssen ein Krankenhaus aufsuchen und auf einer Intensivstation behandelt und ggf. beatmet werden. Im Bevölkerungsschnitt gehen wir, auch aufgrund der guten medizinischen Versorgung, von ca. 0,5 % Mortalität aus. 

Auf 1.200 Intensivstationen haben wir in Deutschland 28.000 Intensivbetten. Nicht für jedes Bett besteht eine Beatmungsmöglichkeit, daher hat das Bundesministerium für Gesundheit gestern begonnen möglichst viele Geräte zu bestellen. Was man nicht bestellen kann, sind die Pflegekräfte...

Weiterhin wird das Virus voraussichtlich so lange in der Bevölkerung zirkulieren, bis eine so genannte "Durchsuchung" erfolgt ist. Nach aktueller Expertenschätzung wird dieser Punkt erreicht sein, wenn 60-70 % der Bevölkerung sich infiziert hatte.

Also warum machen wir keine "Corona-Partie" und bringen es hinter uns?

Wenn wir von den 60-70 % der Bevölkerung ausgehen, kommen wir (grob geschätzt) auf 50.000.000 Personen. Erstmal eine riesige Zahl. 
Also nehmen wir an, das in den kommenden Wochen der Virus unkontrolliert grassiert und 1.000.000 Personen infiziert. Von diesen Personen müssen bis zu 50.000 Personen im Krankenhaus behandelt werden. 
Wir erinnern uns, wir haben bundesweit nur 28.000 Intensivbetten. Diese sind je Corona-Patient 10-14 Tage belegt. Allerdings gibt es auch weiterhin Unfälle und Erkrankungen, wodurch nur ein Teil der Betten frei sind. 

Was passiert in solch einem Fall? 

Das kann man gut an Italien beobachten. Das italienische Gesundheitssystem ist de facto kollabiert. Die Intensivstationen arbeiten seit einigen Tagen mit einem Triage-System. Dies ist eine Art der medizinischen Sichtung, welche in Katastrophenfällen angewandt wird. Die Überlebenschancen eines Patienten werden bewertet und die Ressourcen werden nur den Personen zur Verfügung gestellt welche die beste Prognose haben. 

Dies führt unweigerlich zu einer wachsenden Anzahl an Patienten welche nicht die notwendige Behandlung erhalten und somit häufiger versterben.

Wenn wir dies auf Deutschland übertragen, würde auch unser Gesundheitssystem die Belastungsgrenze übersteigen und die Anzahl der Menschen welche am Virus versterben würde stark ansteigen. 

Aber 0,5 % von 50.000.000...

Ja, wer nachrechnet wird hier auf eine erschreckende Zahl kommen. Wir müssen uns aber vor Augen führen, dass in Deutschland jedes Jahr etwa 850.000 Menschen sterben. Wenn wir es schaffen, die zu erwartenden 50.000.000 Infizierten auf zwei Jahre zu strecken, sind dies 5-10 % mehr Tote als wir in der normalen Sterblichkeit sowieso haben. 

Wenn wir jetzt aber nicht alles tun um die Pandemie einzudämmen und dadurch die Sterblichkeit steigt, wird dies ungleich mehr sein. 

Daher: Lest ein Buch, schaut Netflix und seit nicht böse weil ihr in eurem Leben einige Einschränkungen hinnehmen müsst. 

Bleibt gesund!

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